10. DAS SCHAUEN AḶḶĀHS (DURCH DIE GLÄUBIGEN)
Es gehört zum Glauben an Aḷḷāh und an das Jenseits, dass die Gläubigen ihren Herrn am Tag der Auferstehung sehen werden, und zwar mit ihren realen Augen, ohne Ihn jedoch erfassen zu können.
Das wird an zwei Stellen stattfinden:
1. In den verschiedenen Phasen während des Ablegens der Rechenschaft.
2. Nachdem die Gläubigen ins Paradies eingetreten sind.
Aḷḷāh sagt:
„(Die einen) Gesichter werden an jenem Tag strahlen, zu ihrem Herrn schauen.“
(75:22-23)
sowie:
„auf überdachten Liegen (gelehnt), und blicken (um sich).“
(83:23)
Aḷḷāh I sagt auch:
„Für diejenigen, die Gutes tun, gibt es das Beste (an Lohn) und noch mehr.“
(10:26)
Der Prophet - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - erläuterte dieses „mehr“ und erklärte, dass es das Schauen des edlen Angesichts Aḷḷāhs ist.(1) Auch sagte der Prophet - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - einst, als er eines Nachts den Vollmond sah:
„Ihr werdet euren Herrn so sehen, wie ihr diesen (Voll-)Mond seht, ohne euch gegenseitig zu bedrängen während ihr Ihn schaut“.
Al-Buḫāriyy (Nr. 554) und Muslim (Nr. 633); berichtet von Ğarīr, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm.
In dieser Angelegenheit gingen zwei Gruppierungen irre:
1. Diejenigen, die Aḷḷāhs Eigenschaften verleugneten, vor allem die Ğahmiyyah und die Muʽtazilah sowie andere Gruppen, die ihnen folgten, wie die Rāfiḍīten(radikale Schiiten) und die Ibaditen (Ibāḍiyyah).(2) Diese leugneten das Schauen Aḷḷāhs und beriefen sich dabei auf das, was Aḷḷāh zu Mūsā (Moses) sagte:
„Du wirst Mich nicht sehen.“
(7:143)
sowie auf Aḷḷāhs Wort:
„Die Blicke erfassen Ihn nicht.“
(6:103)
Diese Behauptungen sind wie folgt zu widerlegen: Als Aḷḷāhs sagte „Du wirst Mich nicht sehen“ bezog Er sich auf das Diesseits, in dem Mūsā verlangte,Ihn zu sehen. Außerdem bedeutet „nicht“ („lan“ im Arabischen) nicht unbedingt „nie“. Was den zweiten Qur’ān-Vers angeht, so bestreitet „erfassen Ihn nicht“ lediglich, dass die Blicke Ihn in Gänze erfassen, nicht aber, dass sie Ihn sehen. Man kann nämlich durchaus etwas sehen, ohne es zu erfassen, so ist es bspw. bei der Sonne, dem Mond, Bergen u. Ä. Hinzu kommt, dass
mehrere Passagen aus dem Qur’ān und auch Überlieferungen des Propheten das Erschauen (Aḷḷāhs) beweisen.
2. Die abergläubischen Sufis und Ketzer:
Die Anführer dieser Gruppe bestätigten das Schauen in übertriebener Weise,indem sie behaupteten, es sei für ihre Anhänger bereits im Diesseits möglich.Als Beweis legten sie falsche Ḥadīṯe vor. Doch der Prophet - Aḷḷāhs Segen
und Heil auf ihm - sagte:
„Wisset, dass ihr euren Herrn, erhaben und gepriesen sei Er, nicht sehen werdet, bevor ihr sterbt“.
Aḥmad (Nr. 22864) und an-Nisā’iyy in seinem Buch „As-Sunan al-Kubrā“, (Nr. 7716); hier nach al-Āğuriyy in seinem Buch „aš-Šarīʽah“ (die islamische Gesetzgebung), (Nr. 881), berichtet von ʽUbādah Ibn aṣ-Ṣāmit, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm. Aufgeführt auch von Ibn Māğah (Nr. 4077), berichtet von Abū Umāmah, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm.
المراجع
- Siehe den von Muslim gelisteten Ḥadīṯ (Nr. 181), welcher von Ṣuhayb, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtet wurde. Siehe auch «Tafsīr aṭ-Ṭabariyy» (aṭ-Ṭabariyys Qur’ān Exegese) (12/155).
- Eine Glaubensrichtung, die während der umayyadischen Dynastie entstand und nach ʽAbdu-
’ḷḷāh Ibn Ibāḍ at-Tamīmiyy benannt wurde; heute bilden sie die Mehrheit in Oman und sind auch in Libyen und Algerien zu finden. (Anm. d. Ü.).