Schirk durch Leugnung


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Schirk durch Leugnung


Diese Unterkategorie beschreibt die verschiedenen Philosophien und Ideologien, welche die Existenz Gottes entweder explizit oder implizit verneinen. In manchen Fällen drückt man sozusagen Gottes Nicht-Existenz (Atheismus) aus, während man in anderen Fällen seine Existenz zwar bestätigt, aber Gott derart begreift, dass in Wirklichkeit seine Existenz doch noch geleugnet wird (Pantheismus).

 

Es sind nur wenige alte Religionen vorzufinden, in denen Gott nicht existiert. Die bekannteste dieser religiösen Systeme wird Gautama Buddha zugeschrie­ben. Der Buddhismus, als reformistische Bewegung im Hinduismus gegen das Kastensystem entstanden, wurde im 6. Jahrhundert v.Chr. zur gleichen Zeit wie der Jainismus gegründet. Während des 3. Jahrhunderts v.Chr. wurde der Buddhismus zur Staatsreligion. Letztendlich wurde der Buddhismus dem Hinduismus angepasst, und Buddha selbst wurde zu den Avatars (Inkarnationen Gottes) gezählt. Diese Religion verschwand aus Indien, wurde aber dafür in China und den andern Fernostnationen dominant. Der Hinayana Buddhismus (400-250 v.Chr.), die frühere und viel strengere der beiden Interpretationen des Buddhismus, welcher nach dem Tod Gautama Buddhas entstand, besagt eindeutig, dass es keinen Gott gibt. Die Last der Erlösung wird von jedem einzelnen Menschen persönlich übernommen.[1] Infolgedessen kann dieser Zweig des Buddhismus als ein Beispiel des Schirk in Rububiyah charakterisiert werden, in welchem Gottes Existenz explizit verneint wird.

 

Genauso gibt es auch in den Lehren des Jainismus, welcher von Vardhamana begründet wurde, keinen Gott. Dafür gibt es aber befreite Seelen, die in manchen Dingen Gottesstufe erlangen können, wie Unsterblichkeit und Allwissenheit. Die religiöse Gemeinschaft behandelt diese sogenannten Befreiten so, als ob sie göttlich wären. Dabei werden für sie Tempel gebaut und ihre Abbilder verehrt.

 

Ein weiteres älteres Beispiel ist die des Pharaos zur Zeit des Propheten Moses. Allah erwähnt im Qur’an, dass dieser Pharao die Existenz Gottes ablehnte. Zugleich wird berichtet, dass er gegenüber Moses und Ägyptens Bevölkerung behauptete, der wahre Herr der ganzen Schöpfung zu sein. Allah zitiert ihn. Pharao sagte zu Moses:

 

„Wenn du einen anderen Gott als mich annimmst, so werde ich dich ganz gewiss zum Gefängnisinsassen machen.“[Sura As-Schu'ara:29]

 

Zu den Leuten sagte er:

 

„Ich bin euer höchster Herr.“[SuraAn-Naziat:24]

 

Im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert begründete eine Anzahl von europäischen Philosophen die Nicht-Existenz Gottes. Diese Idee wurde auch als „Gott ist tot“ bekannt. Der deutsche Philosoph Philipp Mainlander (1841-1876) sagt in seiner bekannten Schrift The Philosophy of Redemption (1876), dass die Welt mit dem Tod Gottes beginnt. Dies aus dem Grund, weil Gott ein Symbol der Einheit ist, welches durch die Pluralität auf der Welt zerstört wurde und zugleich ein Symbol der Freude darstellt, welches durch das Gesetz des Leidens verneint wird. Ein Gesetz, das auf der ganzen Welt herrscht.[2] In Preußen unterstützte Friedrich Nietzsche (1844-1900) die Idee über den „Tod Gottes“ dadurch, dass er behauptete, Gott wäre nichts anderes als eine Projektion des schlechten Gewissens. Der Mensch sei eine Brücke zum Supermenschen.[3] Jean Paul Sartre, ein französischer Philosoph des zwanzigsten Jahrhunderst, folgte der Idee über den „Tod Gottes“. Er behauptete, dass Gott deswegen nicht existieren kann, weil er ein Widerspruch an sich wäre. Die Idee von Gott ist seiner Meinung nach eine Projektion, welche der Mensch machen muss, um das zu sein, was er ist.[4]

 

Darwins (gest. 1882) Äußerung, dass der Mensch vielmehr ein fortgeschrittener Affe war, wurde weitestgehend in die Theorien der Sozialwissen­schaftler und Philosophen des neunzehnten Jahr­hunderts eingebettet, da diese eine „wissenschaftliche“ Basis für die Nicht-Existenz Gottes abgab. Ihrer Ansicht nach entwickelte sich der Monotheismus vom Animismus, gemeinsam mit der unterstellten sozialen Evolution des Menschen von einem unabhängigen Individuum zu einer Nation und der physischen Evolution vom Affen zum Menschen.

 

Sie versuchen, vor den Fragen über die Schöpfung zu flüchten, indem sie behaupten, dass das Nichts existiere und dadurch, dass sie die Eigenschaften Allahs, „ohne Anfang und ohne Ende zu sein“ der Materie beimessen, welche Er erschaffen hat. Gegen­wärtig sind Anhänger von Karl Marx, Kommunisten und wissenschaftliche Sozialisten dieser Meinung, welche behaupten, dass alles Existierende seinen Ursprung in einer sich bewegenden Materie hat. Ferner behaupten sie, Gott wäre eine Einbildung der menschlichen Phantasie, welche von der herrschenden Klasse ins Leben gerufen wurde, um ihre vererbte Herrschaft zu rechtfertigen und die Aufmerksamkeit der unterdrückten Massen von der Realität, in der sie Leben, abzulenken.

 

Ein Beispiel für diese Form des Schirk unter den Muslimen ist das von vielen Sufis wie Muhyiddin Ibn `Arabi. Dieser sagte aus, dass nur Allah existiert (Alles ist Allah und Allah ist Alles). Sie verneinen die von seiner Schöpfung getrennte Existenz Allahs und verneinen damit in Wirklichkeit Seine Existenz. Diese Idee wurde zudem auch von dem holländisch-jüdischen Philosophen Baruch Spinoza ausgedrückt, welcher den Anspruch erhob, dass Gott von allen Teilen dieses Universums das Ganze darstellt. Der Mensch mit eingeschlossen.

 

 


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[1]Dictionary of Philosophy and Religion, S. 72.

[2]Dictionary of Philosophy and Religion, S. 327.

[3]Ibid., S. 391.

[4]Dictionary of Philosophy and Religion, S. 508-509.

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