Die Unzuverlässigkeit der Bibelüberlieferung


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Die Unzuverlässigkeit der Bibelüberlieferung

 

Wer die Bibel aufmerksam liest, wird darin eine Reihe von Widersprüchen und Ungereimtheiten finden. So heißt es zum Beispiel in der Schöpfungsgeschichte (1. Mose 2;2): „So vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte.“

 

In Jesaja 40;28 finden wir hingegen, was mehr mit der Wahrheit in Einklang steht und der Aussage des bekannten Thronverses im Qur’an (aya alkursi, Sure 2, Al-Baqara, Vers 255) entspricht: „Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.“ In zwei unmittelbar aufeinander folgenden Kapiteln (1. Mose 1 und 1. Mose 2) finden wir eine unterschiedliche Reihenfolge des Schöpfungsablaufs, selbst die zehn Gebote, der Kern des Gesetzes, kennen in 2. Mose 20 eine andere Fassung als in 5. Mose 5, weder Reihenfolge noch Zeitangaben stimmen beim Geschlechtsregister Jesu in Matthäus 1;1-17 und Lukas 3;23-38 überein, und schlägt man die im Neuen Testament vorkommenden Zitate aus dem alten Testament dort nach, so wird man in keinem einzigen der Fälle einen Gleichlautenden Wortlaut finden. Es ist augenscheinlich, daß es sich bei der Textsammlung der Bibel nicht um unverfälschtes Gotteswort handeln kann, denn (Sprüche Salomos 30;5-6): „Alle Worte Gottes sind durchläutert; er ist ein Schild denen, die auf ihn trauen. Tu nichts zu seinen Worten hinzu, daß er dich nicht zur Rechenschaft ziehe und du als Lügner dastehst.“ Doch die, denen die Schrift gegeben worden war, hielten sich nicht an diese Mahnung, weshalb wir Jeremia (8;8-11) sprechen hören: „Wie könnt ihr sagen: »Wir sind weise und haben das Gesetz des Herrn bei uns«? Ist’s doch lauter Lüge, was die Schreiber daraus machen. Die Weisen müssen zuschanden, erschreckt und gefangen werden; denn was können sie Weises lehren, wenn sie des Herrn Wort verwerfen? Darum will ich ihre Frauen den Fremden geben und ihre Äcker denen, durch die sie verjagt werden. Denn sie gieren alle, klein und groß, nach unrechtem Gewinn; Priester und Propheten gehen alle mit Lüge, um und heilen den Schaden meines Volks nur obenhin, indem sie sagen: »Friede! Friede!«, und ist doch nicht Friede.“

 

Der Fluch Gottes für jene, die Seine Worte und Seine Schrift verwerfen und für billiges Geld verkaufen, hat sich in der Geschichte erfüllt. Er hat sich für die Juden so erfüllt, wie es in Micha 3;9-12 nachzulesen ist: „So höret doch dies, ihr Häupter im Hause Jakob und ihr Herren im Hause Israel, die ihr das Recht verabscheut und alles, was gerade ist, krumm macht; die ihr Zion mit Blut baut und Jerusalem mit Unrecht - seine Häupter richten für Geschenke, seine Priester lehren für Lohn und seine Propheten wahrsagen für Geld - und euch dennoch auf den Herrn verlasst und sprecht: »Ist nicht der Herr unter uns? Es kann kein Unglück über uns kommen«: Darum wird Zion um euretwillen wie ein Acker gepflügt werden, und Jerusalem wird zu Steinhaufen werden und der Berg des Tempels zu einer Höhe wilden Gestrüpps.“

 

Doch nicht nur die Juden, auch die Christen gingen mit dem göttlichen Gesetz recht fahrlässig und achtlos um, obwohl ihnen, wie bereits zitiert, in Matthäus 5;17-19 geboten wurde, das Gesetz bis ins Kleinste zu halten: „Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn ich sage euch wahrlich: Bis daß Himmel und Erde vergehe, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz bis daß alles geschehe. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich.“

 

Ein Selbstzeugnis Paulus, auf dessen Lehre die Kirche seitdem aufbaut, soll uns vor Augen führen, daß von diesem soeben zitierten Geist nicht viel übrig geblieben ist: In seinem 1. Brief an die Korinther 9;20-23 schreibt er: „Den Juden bin ich geworden wie ein Jude, auf daß ich die Juden gewinne. Denen, die unter dem Gesetz sind, bin ich geworden wie einer unter dem Gesetz - wiewohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin -, auf daß ich die, so unter dem Gesetz sind, gewinne. Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich wie einer ohne Gesetz geworden - wiewohl ich doch nicht ohne Gesetz bin vor Gott, sondern bin in dem Gesetz Christi -, auf daß ich die, so ohne Gesetz sind, gewinne. Den Schwachen bin ich geworden ein Schwacher, auf daß ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise etliche rette. Alles aber tue ich um des Evangeliums willen, auf daß ich seiner teilhaftig werde.“

 

Es soll uns hier nicht um seine Intention gehen, die Heiden um jeden Preis dazu zu bringen, sich zu Christus zu bekennen. Wichtig ist für uns, daß er allen zu Gefallen zu leben versuchte, weshalb es nicht wunder nimmt, daß die meisten christlichen Feste bis heute in ihren Gepflogenheiten heidnischen Ursprungs sind: 1. Paulusbrief an die Korinther 10;32-33: „Gebet kein Ärgernis weder den Juden noch den Griechen noch der Gemeinde Gottes, gleichwie ich such jedermann in allem zu Gefallen lebe und suche nicht, was mir, sondern was vielen frommt, damit sie gerettet werden.“

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