Katherine Bullock, Ex-Christin, Canada (teil 2 von 2)
Beschreibung: Ihre letzte Anstrengung, um die Wahrheit herauszufinden und schließlich den Islam anzunehmen.
Ich verspürte wieder diese Leichtigkeit; möglicherweise existierte Gott. Ich untersuchte gründlich die Ereignisse meines Lebens, und ich sah in den Zufällen und dem Glück Gottes Segen für mich – und niemals hatte ich sie bemerkt oder mich dafür bedankt. Ich war erstaunt, dass Gott so freundlich und beständig gut zu mir gewesen ist, wo ich doch so treulos gewesen bin. Meine Ohren und Füße kribbeln angenehm von der Waschung, derer ich sie gerade unterzogen habe; eine Waschung, die mich reinigt und die mir gestattet, mich Gott im Gebet zu nähern.
Gott. Eine Ehrfurcht gebietende Gottheit. Ich fühle Ehrfurcht, Verwunderung und Frieden. Bitte weise mir den Weg. Aber du kannst sicherlich auch erkennen, dass die Welt zu kompliziert ist, zu schön, zu harmonisch, um ein bloßer Unfall zu sein? Um das blinde Ergebnis evolutionärer Kräfte zu sein? Weißt du denn nicht, dass die Wissenschaft zum Glauben an Gott zurückkehrt? Weißt du denn nicht, dass die Wissenschaft dem Islam niemals widersprochen hat? Meine imaginäre Jury treibt mich zur Verzweiflung. Haben sie diese Dinge denn nicht erforscht?
Vielleicht war dies der entscheidende Weg. Ich hatte im Radio ein Interview mit einem Physiker gehört, der erklärte, wie die moderne Wissenschaft ihre materialistischen Annahmen des neunzehnten Jahrhunderts seit langem aufgegeben hatte und der wissenschaftlich die Meinung vertrat, dass zu viele Phänomene aufgetreten sind, die ohne Intelligenz und Design dahinter keinen Sinn ergeben würden. In der Tat bestehen wissenschaftliche Experimente nicht nur aus der passiven Beobachtung physikalischer Phänomene, Beobachtung veränderte sich in der Art, wie physikalische Ereignisse ablaufen, und es schien daher, dass Intelligenz der grundlegendste Stoff des Universums sein musste.
Ich las mehr und mehr. Ich entdeckte, dass nur die eingefleischtesten Anthroposophen noch an die Evolutionstheorie glaubten, auch wenn dies keiner laut aussprach, aus Angst seinen Job zu verlieren. Mein Laubsägebild fing an auseinanderzufallen.
OK, also du hast entschieden, dass Gott existiert. Du bist Monotheist. Aber das Christentum ist monotheistisch. Es ist dein Erbe. Warum solltest du es verlassen? Immer noch sind diese Fragesteller verwirrt. Aber du musst verstehen, auf diese leichteste Frage von allen zu antworten. Ich lächele.
Ich lernte, dass der Qur´an den Wissenschaften nicht auf die gleiche Art und Weise widersprach, wie es die Bibel tat. Ich wollte die biblische Geschichte selbst lesen und stellte fest, dass ich es nicht vermochte. Wissenschaftliche Tatsachen widersprachen dem biblischen Bericht. Aber wissenschaftliche Tatsachen widersprachen nicht den Berichten des Qur´an, die Wissenschaft erklärte manchmal sogar bislang unerklärbare Qur´anverse. Dies war erstaunlich.
Es gibt einen Vers darüber, wie frisches Wasser aus Flüssen ins Meer fließt, ohne sich mit dem Meerwasser zu mischen; Verse, welche die Empfängnis genau beschreiben; Verse, die sich auf die Orbitale der Planeten beziehen. Die Wissenschaft des siebten Jahrhunderts kannte nichts dergleichen. Wie hätte Muhammad so einzigartig weise sein können? Mein Verstand zog mich zum Qur´an, aber ich zögerte.
Ich fing an, wieder zur Kirche zu gehen, um bei fast jedem Gottesdienst in Tränen auszubrechen. Das Christentum fiel mir immer noch schwer. So vieles ergab keinen Sinn: die Trinität; die Vorstellung, dass Jesus Gottes Wiedergeburt sei; die Anbetung Marias; der Heiligen oder Jesus eher als Gott. Die Priester rieten mir, den Verstand außer acht zu lassen, wenn ich über Gott nachdenke. Die Trinität ergab keinen Sinn und das sollte sie auch nicht. Ich vertiefte mich. Wie konnte ich nach alledem meine Kultur, mein Erbe, meine Familie verlassen? Ich bemühte mich, eine gute Christin zu sein.
Ich lernte weiter. Ich stellte fest, dass Ostern ein paar Jahrhunderte nach Jesus Tod eingeführt worden war, dass Jesus sich niemals selbst als Wiedergeburt Gottes bezeichnet hatte und umso häufiger hatte er gesagt, er sei der Menschensohn; dass die Doktrin von der Trinität über 300 Jahre nach dem Tode Jesu´ festgelegt worden war; dass das Glaubensbekenntnis, das ich treu jede Woche rezitiert und mich auf jedes einzelne Wort konzentriert hatte, von MENSCHEN bei einem politischen Treffen geschrieben worden war, um die Ansicht einer Minderheit zu bestätigen, dass Jesus der Sohn Gottes sei und damit der Glaube, dass Jesus der Gesandte Gottes sei, für immer ausgemerzt würde.
Ich war so sauer! Warum hatte die Christliche Kirche mir diese Dinge nicht beigebracht. Nun. Ich wusste warum. Die Menschen würden verstehen, dass sie Gott anderswo anbeten können und dort, würde das Anbeten für sie einen Sinn ergeben. Ich würde nur Einen Gott anbeten, nicht drei, nicht Vater, Sohn und Heiligen Geist; weder Jesus als Herrn noch die Heiligen noch Maria. Konnte Muhammad wirklich ein Gesandter sein, konnte der Qur´an das Wort Gottes sein? Ich las weiter im Qur´an.
Er erzählte mir, dass Eva nicht allein für den “Sündenfall” verantwortlich gewesen ist; dass Jesus ein Gesandter war; dass Ungläubige mich dafür auslachen werden, dass ich ein Gläubiger bin; dass Menschen die Wahrheit von Muhammads Anspruch auf Offenbarung anzweifeln werden, aber wenn sie versuchten, etwas Weises, Beständiges und Vernünftiges aufzuschreiben, dann werden sie versagen. Dies schien wahr zu sein. Der Islam forderte mich auf, meine Intelligenz zu nutzen, um über Gott nachzudenken, er ermutigte mich, Wissen zu suchen, er teilte mir mit, wer auch immer glaubte (Juden, Christen, Muslime, wer auch immer) wird Belohnungen erhalten, er schien eine sehr umfassende Religion zu sein. Wir stehen wieder und immer noch, verbeugen uns wieder, um in dieser Stellung zu verharren mit unseren Händen auf unseren Knien. Was kann ich Gott noch sagen? Ich kann mir nichts mehr ausdenken, das Gebet erscheint so lang.
Ich schnaufe leicht, immer noch schniefend, denn von all dem Stehen, Knien und wieder Stehen bin ich irgendwie aus der Puste geraten. Also denkst du wirklich, dass ich willig einer Religion beigetreten bin, die mich zu einem Bürger zweiter Klasse macht? Frage ich den, der mich fragt. Du weißt, dass es viel Missbrauch von Frauen in islamischen Ländern gibt, genau wie im Westen, aber das ist nicht der wahre Islam. Und fang nicht mit der Kopftuch-Geschichte an. Weißt du denn nicht, dass Frauen das Hijab tragen, weil Gott es ihnen befiehlt? Weil sie dem Wort Gottes vertrauen?
Trotzdem. Wie werde ich den Mut aufbringen, um Hijab zu tragen? Ich werde es vielleicht nicht schaffen. Die Menschen werden mich anstarren, ich werde auffällig sein; ich würde mich lieber in der Masse verstecken, wenn ich draußen bin. Was werden meine Freunde sagen, wenn sie mich damit sehen?? OH! Gott! Hilf mir.
Am Rande des Wandels war ich für einen langen Monat ins Stocken geraten, mein Dilemma wuchs von Tag zu Tag . Was sollte ich tun? Mein altes Leben verlassen und ein Neues beginnen? Aber ich konnte nicht ohne Hijab in die Öffentlichkeit hinaus gehen. Die Menschen würden mich anstarren. Ich stand an der Weggabelung, die Gott mich hatte erreichen lassen. Ich besaß neue Kenntnisse, die mit meinem Verstand übereinstimmten. Sollte ich meinen Überzeugungen folgen oder auf dem alten Weg bleiben? Wie konnte ich bleiben, wenn eine andere Aussicht im Leben gab? Wie konnte ich wechseln, wenn mir der Schritt zu groß erschien?
Ich übte den Satz für die Konvertierung ein: Es gibt keinen Gott außer Gott, und Muhammad ist der Gesandte Gottes. Einfache Worte. Ich glaube an sie, also konvertiere. Ich kann nicht, wehrte mich. Ich drehte mich Tag für Tag im Kreis. Gott stand auf einem der Wege und tippte mit Seinem Fuß. Komm schon, Kathy. Ich habe dich bis hierher gebracht, aber du musst alleine die Kreuzung überqueren. Ich blieb stehen, gebannt wie ein Känguru, das spät in der Nacht in die Autoscheinwerfer starrt. Dann gab mir Gott, vermute ich, eines Nachts einen endgültigen Ruck. Ich kam mit meinem Ehemann an einer Moschee vorbei. Ich bekam ein Gefühl in mir, das so stark war, dass ich es kaum ertragen konnte. Wenn du jetzt nicht konvertierst, wirst du es nie tun, sagte meine innere Stimme. Ich wusste, dass es stimmte. OK, ich werde es tun. Wenn sie mich in die Moschee hinein lassen, dann werde ich es tun. Aber es war niemand da. Ich sagte die Schahada unter den drei Bäumen außerhalb der Moschee. Ich wartete. Ich wartete auf den Donnerschlag, das unmittelbare Gefühl der Erleichterung, das Hinweg nehmen der Last. Aber es kam nicht.
Ich fühlte genau dasselbe. Jetzt knien wir wieder, die Welt sieht so anders aus von hier unten. Sogar berühmte Fußballstars werfen sich auf diese Art nieder, erinnere ich mich, zur Seite auf die Enden meines Hijabs blickend, die auf den Gebetsteppich fallen; wir sind alle genau gleich und demütig vor Gott. Jetzt sitzen wir wieder aufrecht, mein Gebetsführer murmelt leise etwas, wobei er den Zeigefinger seiner rechten Hand in der Luft bewegt. Ich blicke wieder auf meine Matte. Das Grün, Lila und Schwarz meines Gebetsteppichs sehen beruhigend gleich aus.
Die Schwärze des Eingangs der Moschee zieht mich an; ´Ich bin hier, entspanne dich und du wirst mich finden.´ Meine Tränen sind auf meinem Gesicht getrocknet und die Haut spannt sich. Was tue ich hier? Lieber Gott. Ich bin hier, weil ich an Dich glaube, weil ich an die überzeugenden und majestätischen Worte des Qur´an glaube, und weil ich an das Prophetentum Deines Gesandten Muhammad glaube. Ich weiß in meinem Herzen, dass meine Entscheidung die Richtige ist. Bitte gib mir den Mut, mit diesem neuen Selbstbewusstsein und dem neuen Leben weiterzumachen, damit ich Dir gut mit starkem Glauben dienen kann. Ich lächele und stehe auf, falte meinen Gebetsteppich zusammen und lege ihn auf das Sofa, bereit für das nächste Treffen mit seiner lila-grünen Sicherheit. Nun fängt die Last an, sich zu lüften.