Sechzehntes Kapitel


Schaikh Muhammad Ibn Abd al Wahhab

Die Pflicht den Monotheismus mit dem Herzen, der Zunge und den Gliedmaßen zu praktizieren, außer mit einer islamischen Entschuldigung

 

Wir schließen unsere Abhandlung mit einer Feststellung, die zwar durch unsere Darstellung verstanden sein müßte, doch wollen wir sie gesondert hervorheben, da sie zum Einen sehr wichtig ist und zum Anderen vielfach falsch verstanden wird. Wir sagen: Es ist unbestreitbar, daß der Monotheismus in drei Bereichen existiert; also im Herzen, in der Sprache und im Verhalten. Ist der Monotheismus in einem dieser Bereiche nicht erfüllt, so ist der Mann kein Muslim. Wenn ein Mann den Monotheismus erkennt, aber nicht anwendet, dann ist er ungläubig und hartnäckig in seinem Unglauben, genauso wie der Pharao, der Teufel und derengleichen.

 

Viele Leute begehen in dieser Frage einen Irrtum, sie sagen: Das ist wahr und wir verstehen es und bezeugen, daß es wahr ist, aber wir können es nicht tun. In unserer Gegend ist nur eine Sache zulässig, die den Bewohnern dieser Gegend passt. Und viele weitere Entschuldigungen. Der Armen, der solche Entschuldigungen vorbringt, weiß nicht, daß die meisten der Anführer der Ungläubigen die Wahrheit wissen, sie jedoch wegen gewisser Entschuldigungen nicht befolgen. Allah sagte hierzu: "Sie verkaufen Allahs Zeichen für einen geringen Preis" [Sura 9:9] und weitere Verse wie: "Sie, denen wir das Buch gaben, erkennen es, wie sie ihre Söhne erkennen." [Sura 2:146]

 

Derjenige, der das Prinzip Monotheismus nur nach außen anwendet, ohne es zu verstehen oder daran von Herzen zu glauben, ist ein Heuchler, also schlimmer als der reine Ungläubige. Über die Heuchler sagte Allah: "Wahrlich, die Heuchler befinden sich auf dem untersten Grund des Höllenfeuers" [Sura 4:145]

 

Dieses Thema ist zwar lang, aber es wird Dir deutlich, wenn Du es an der Sprache der Menschen beobachtest. Dabei wirst Du sehen, wer die Wahrheit kennt, aber sie aus Angst um Verlust von diesseitigen materiellen Dingen oder von Würde oder um jemanden zu schmeicheln nicht anwendet. Und Du wirst sehen, wer die Wahrheit nur nach außen hin und nicht aus innerer Überzeugung anwendet. Und wenn Du ihn fragtest, was er in seinem Herzen glaubt, wirst Du finden, daß er dies nicht weiß. Du sollst hierzu zwei Koranaverse verstehen.

 

Der erste: "Versucht euch nicht zu entschuldigen. Ihr seid ungläubig geworden, nachdem ihr geglaubt habt." [Sura 9:66]

Wenn Du feststellst, daß einige der Gefährten des Propheten - als sie mit ihm gegen die Byzantiner im Krieg – ungläubig (Kufr begangen) geworden sind, weil sie ein Wort aus Scherz gesagt haben, dann siehst Du ein, daß derjenige, der von Unglaube spricht oder danach handelt, sei es aus Angst um den Verlust von Vermögen oder Würde oder um jemanden zu schmeicheln, schlimmer ist als derjenige, der ungläubig geworden ist, weil er nur mit einem Wort gescherzt hat.

 

Der zweite Koranvers: "Wer Allah verleugnet, nachdem er geglaubt hat - den allein ausgenommen, der (dazu) gezwungen wird, während sein Herz im Glauben Frieden findet -, auf jenen aber, die ihre Brust dem Unglauben öffnen, lastet Allahs Zorn; und ihnen wird eine strenge Strafe zuteil sein. Dies (wird sein), weil sie das diesseitige Leben mehr lieben als das Jenseits und weil Allah das ungläubige Volk nicht rechtleitet." [Sura 16:106-107]

 

Allah hat von diesen Leuten nur denjenigen entschuldigt, der gezwungen war, während sein Herz endgültig im Glauben Ruhe gefunden hat. Derjenige aber, der nicht zu diesen Ausgenommenen gehört, ist ungläubig geworden, sei es, er hatte dies getan aus Angst oder Schmeicheln oder aus Bedacht um seine Heimat oder Familie oder Sippe oder Vermögen oder aus Scherz oder aus welchen anderen Gründen immer, es sei denn, er war dazu gezwungen.

 

Der Vers deutet auf zwei Aspekte hin. Der Erste aus der Aussage Allahs: "...außer wenn einer gezwungen wird" zeigt deutlich, daß Allah nur für den Gezwungenen eine Ausnahme gemacht hat. Und bekanntlich kann der Mensch nur zum Sprechen oder zum Tun gezwungen werden, zum Glauben des Herzens wird jedoch niemand gezwungen.

 

Der Zweiten Aspekt aus der Aussage Allahs: "Dies (wird sein), weil sie das diesseitige Leben mehr lieben als das Jenseits". [Sura ] Allah teilt uns mit, daß der Unglaube und die gewaltige Strafe nicht wegen des Dogmas und der Unwissenheit und des Hasses zur Religion und Liebe zum Unglauben genannt beziehungsweise gefällt wird, sondern weil der Ungläubige auf einen Anteil des Vermögens des diesseitigen Lebens aus ist und er diesen Anteil der Religion vorgezogen hat.

 

Und Allah der Erhabene weiß über alles am besten Bescheid. Allahs Segen und Heil sei auf unserem Propheten Muhammad, seiner Familie und seinen Gefährten.

 

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