Tauhid ar-Rububiyah (Die Aufrechterhaltung der Einheit Allahs in der Herrschaft)
Diese Kategorie basiert auf dem fundamentalen Konzept, dass Allah allein alles entstehen ließ als es zuvor nichts gab. Er hält Seine Schöpfung aufrecht und stützt sie, ohne dass Er einer Hilfe bedarf. Er ist der alleinige Herrscher des Universums und seiner Bewohner, ohne dass es eine reale Herausforderung bezüglich Seiner Souveränität gäbe. Um diese Eigenschaft Allahs des Unterhaltens der Schöpfung zu beschreiben, wird im Arabischen der Begriff Rububiyah verwendet, welcher ursprünglich von Rabb (Herr) stammt. Demnach ist Gott die einzige wirkliche Macht, die existiert. Er ist es, welcher allen Dingen die Kraft gibt, sich zu bewegen und sich zu ändern. In der Schöpfung geschieht nichts ohne Seine Erlaubnis. Aus der Erkenntnis dieser Wirklichkeit heraus, wiederholte der Prophet Muhammad, Friede und Heil auf ihm, des öfteren den kurzen Satz „La hawla wa la quwwata illa billah“ (Es gibt keine Kraft noch Macht außer bei Allah). Die Grundlage für dieses Rububiyah-Konzept kann man in vielen Qur’anversen finden. Beispielsweise sagt Allah:
„Allah ist der Schöpfer aller Dinge, und Er ist der Erhalter aller Dinge.“ [Sura Az-Zumar:62]
„...wo doch Allah euch und das, was ihr tut, erschaffen hat?“ [Sura Af-Saffat:96]
„Nicht ihr habt sie getötet, sondern Allah hat sie getötet.“ [Sura al-Anfal:17][1]
„Kein Unglück trifft ein, es sei denn mit Allahs Erlaubnis.“ [Sura At-Tagabun:11]
Der Prophet, Friede und Heil auf ihm, sagte zusätzlich ausführlich über dieses Konzept: „Und wisse, daß die Gemeinschaft, wenn sie sich versammelt, dir in einer Sache zu nutzen, sie dir nur in etwas nutzt, das Allah schon für dich niedergeschrieben hat, und dass sie, wenn sie sich versammelt, dir in einer Sache zu schaden, sie dir nur in etwas schadet, das Allah schon für dich niedergeschrieben hat. Die Schreibrohre sind hochgehoben und die Schreibblätter getrocknet.“[2]
Daher ist das, was der Mensch als Glück oder Unglück empfindet, vielmehr ein vorherbestimmtes Ereignis von Allah als ein Teil der Prüfungen in seinem Leben. Diese Vorkommnisse folgen einem Muster, welches einzig allein von Allah gesetzt wird. Allah sagt im Qur’an:
„O ihr, die ihr glaubt, wahrlich, unter euren Frauen und Kindern sind welche, die euch feindlich gesonnen sind; so hütet euch vor ihnen. Und wenn ihr verzeiht und Nachsicht übt und vergebt, dann ist Allah Allvergebend, Barmherzig.“ [Sura At-Tagabun:14]
Dies bedeutet, dass es in den guten Dingen des Lebens ernste Prüfungen gibt, welche den Glauben einer Person in Gott testen. Genauso liegen auch in den schrecklichen Ereignissen des Lebens Prüfungen, so wie dies im folgenden Vers erwähnt wird:
„Und gewiß werden Wir euch prüfen durch etwas Angst, Hunger und Minderung an Besitz, Menschenleben und Früchten. Doch verkünde den Geduldigen eine frohe Botschaft.“ [Sura Al- Baqara: 155]
Manchmal sind die Muster erkennbar, so wie es bei den Ursache-Wirkung Beziehungen der Fall ist. Wiederum sind sie manchmal aber nicht erkennbar, wenn scheinbar Gutes aus schlechten Mitteln resultiert oder Schlechtes aus guten Mitteln resultiert. Gott hat erklärt, dass die Weisheit hinter diesen scheinbaren Unregelmäßigkeiten meistens das Verständnis des Menschen aufgrund seiner begrenzten Wissensweite übersteigt.
„Doch es mag sein, daß euch etwas widerwärtig ist, was gut für euch ist, und es mag sein, dass euch etwas lieb ist, was übel für euch ist. Und Allah weiß es, doch ihr wisset es nicht.“ [Sura Al-Baqara:216]
Scheinbar schlechte Ereignisse im Leben eines Menschen wandeln sich manchmal zum Guten und scheinbar gute Dinge, welche von den Leuten begehrt werden, zeigen sich letztendlich als schädlich. Folglich ist der Einflussbereich des Menschen im Laufe der Ereignisse, welche sein Leben ausmachen, begrenzt auf die geistige Wahl von Entscheidungsmöglichkeiten, die ihm präsentiert werden. Es stellt nicht das tatsächliche Ergebnis seiner Wahl dar. In anderen Worten „der Mensch denkt und Gott lenkt“. Daher sind scheinbar gutes Glück und Unglück beide von Allah (Schicksal) und können nicht mit Glücksbringern wie Hasenfüßen, vierblättrigen Kleeblättern, Brustgabelbeinen, Glücksnummern, Tierkreiszeichen, etc., oder durch Omen des Unglücks wie Freitag der dreizehnte, zerbrochene Spiegel, schwarze Katzen etc. herbeigeführt werden. Die Wahrheit ist, dass der Glaube an Glücksbringer und Omen ein Ausdruck der schwerwiegenden Sünde des Schirks[3] in dieser Form des Tauhid ist.
`Uqba, einer der Gefährten des Propheten, Friede und Heil auf ihm, überliefert uns, dass einst eine Gruppe von Männern sich dem Gesandten Allahs genähert habe, um ihren Treueschwur abzulegen. Der Gesandte Allahs nahm von neun Leuten den Schwur an, aber lehnte von einem den Schwur ab. Als er gefragt wurde, warum er von einem den Schwur ablehnte, antwortete er: „Wahrlich, er trägt ein Amulett[4].“ Der Mann, welcher das Amulett trug, griff mit seiner Hand in seinen Mantel, nahm das Amulett ab und zerbrach es. Anschließend legte er seinen Treueschwur ab. Der Prophet, Friede und Heil auf ihm, sagte danach: „Wer auch immer ein Amulett trägt, begeht Schirk.“[5]
Bezüglich der Benutzung des Qur’ans als Glücksbringer oder als Amulett, indem man Qur’anverse an Ketten befestigt oder sie in Beutel steckt und bei sich trägt, um das Böse abzuwenden oder Gutes herbeizuführen, gibt es wenig Unterschied zwischen solchen Praktiken und denen der Heiden. Weder der Prophet, Friede und Heil auf ihm, noch die Gefährten benutzten den Qur’an auf diese Weise. Der Prophet, Friede und Heil auf ihm, sagte: „Wer auch immer etwas Neues in den Islam einführt, welches nicht dazu gehört, wird es abgelehnt bekommen.“ [6]
Es ist wahr, dass die Qur’ankapitel an-Naas und al-Falaq besonders wegen Exorzismus (um böse Magie zu entfernen) offenbart wurden, aber der Prophet, Friede und Heil auf ihm, zeigte uns die korrekte Methode, wie diese Kapitel angewandt werden sollen. Bei einem Vorfall, als man an ihm einen Zauber verübt hatte, sagte er zu seinem Gefährten, dass er diese zwei Kapitel Vers für Vers lesen soll. Als er krank wurde, rezitierte er diese Kapitel über sich selbst.14 Berichtet von A’ischa und gesammelt von al-Buchari Er schrieb sie nicht nieder und trug sie nicht um seinen Hals; er band sie nicht um seinen Arm oder seine Taille. Auch befahl er nicht anderen, dies so zu tun.
[1] Dies bezieht sich auf ein wunderliches Ereignis, welches sich zu Beginn des Krieges bei Badr ereignete, als der Prophet, Friede und Heil auf ihm, Staub in seine Hand nahm und diesen gegen seine Feinde warf. Allah sorgte dafür, dass der Staub die Gesichter der Feinde erreichte, obwohl sie weit entfernt waren. Siehe Tafsir Ibn Kathir.
[2] Überliefert von Ibn Abbas und gesammelt von at-Tirmithi. Siehe auch "An-Nawawyy´s Vierzig Hadithe", Hadith Nr.19
[3] Allah etwas beigesellen
[4] Ein Glücksbringer, der getragen wird, um Glück zu bringen und Böses abzuwenden.
[5] Überliefert von Ahmad.
[6] Berichtet von A’ischa und gesammelt von Al-Buchari, Muslim und Abu Dawud. Siehe auch "An-Nawawyy´s Vierzig Hadithe", Hadith Nr.5