Großzügigkeit


Aisha Stacey

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Als Menschen haben wir einen angeborenen Sinn für Moral und Sitte.  Egal, welcher Religion, Rasse oder Farbe wir angehören, bestimmte Qualitäten dienen als Standard für den Anstand.  Wir schätzen Gerechtigkeit, Mut, Aufrichtigkeit und Mitgefühl.  Wir verabscheuen jene, die Verrat, Grausamkeit oder Verkommenheit an den Tag legen.  Der moralische Standard ist universell und der wichtigste Aspekt des Islam ist, einen möglichst hohen Anspruch an sittliches Verhalten und gutes Benhmen zu stellen.  Der Prophet Muhammad, lehrte die Muslime, die besten Manieren und Charaktereigenschaften.  Seine außerordentliche Sittsamkeit und sein gutes Benehmen machten den Propheten zum besten Vorbild, dem die Muslime folgen können.  Gott sagt im Qur´an:  

“Und du verfügst wahrlich über großartige Tugendeigenschaften.” (Quran 68:4)

Großzügigkeit war eine der unzählbaren guten Eigenschaften des Propheten Muhammad.  Er war der großzügigste der Menschen und im Ramadhan pflegte er am großzügigsten zu sein.[1]

Eines Tages betete der Prophet Muhammad in der Moschee und eilte dann zu seinem Haus und kehrte sofort zurück.  Ein Gefährte fragte, warum er dies getan hatte, und er antwortete:  

“Ich ließ ein Stück Gold zu Hause, das als Almosen gegeben worden war, und es missfiel mir, es eine Nacht in meinem Haus zu lassen, so brachte ich es in die Moschee zum Verteilen.” (Sahieh Al-Bukhari)

Unsere weltlichen Besitztümer sind Geschenke Gottes, Al-Kariem, des Großzügigen.  Muslime glauben, dass alles von Gott stammt, und alles wird zu Ihm zurückkehren, daher ist es logisch, sich so zu verhalten, als sei alles, was wir besitzen, lediglich geliehen; etwas, das wir gut bewahren, schützen und schließlich teilen müssen. 

Immer wenn der Prophet Muhammad eine geizige Person traf, empfahl er dieser, großzügiger und freigiebiger zu sein.  Ibn ´Abbas berichtete, dass er gehört hatte, wie der Prophet sagte: "Ein Gläubiger ist nicht derjenige, der isst, wenn sein Nachbar an seiner Seite hungrig ist."  Ein anderer Gefährte hörte den Propheten sagen: "Der Gläubige ist einfach und großzügig, aber der Gottlose betrügerisch und unehrenhaft." 

Definition der Großzügigkeit

Princeton University wordnet definiert Großzügigkeit als die Bereitwilligkeit, etwas zu verschenken.  Der Islam legt auf Großzügigkeit so viel Wert, dass sie in eine der fünf Säulen des Islam verankert ist: das Pflichtalmosen, unter dem Begriff Zakaat bekannt.  Auf arabisch bedeutet der Begriff Zakaat wörtlich Reinigung des Herzens; es ist auch eine Zahlung von überschüssigem Geld in Form eines Pflichtalmosens, das Gott für die Versorgung aller bedürftigen Mitglieder der Geminschaft eingeführt hat.  Es ist ein fester berechenbarer Betrag. 

Es gibt noch eine andere Form der Goßzügigkeit im Islam, die Sadaqa genannt wird.  Wörtlich bedeutet Sadaqa Aufrichtigkeit und  manche Gelehrte haben beschrieben, dass das Herz aufrichtig gegenüber seinem Schöpfer ist.  Alles, das in der Absicht, Gott zufrieden zu stellen, großzügig als Geschenk gegeben wird, ist Sadaqa.   Sadaqa kann so einfach sein wie ein Lächeln, einer älteren Person mit ihren Einkäufen behilflich zu sein oder Hindernisse aus dem Weg oder von der Straße zu räumen. 

Großzügigkeit kann als eine weise Investition für die Zukunft betrachtet werden.  Großzügigkeit oder Sadaqa können einem den Weg zum Paradies ebnen, denn mit jeder großzügige Tat erhalten wir großartigen Lohn bei Gott.  Allerdings bedeutet Großzügigkeit nicht nur, das zu geben, was wir übrig haben.  Großzügigkeit heißt nicht, etwas wegzugeben, was nicht länger gebraucht wird, sonders etwas von den Dingen zu verschenken, die wir lieben oder brauchen. 

Aisha (die Frau des Propheten) sagte: "Eine Frau kam zusammen mit ihren beiden Töchtern zu mir.  Sie bat um Almosen, aber sie fand nichts bei mir, außer einer Dattel, die ich ihr gab, und sie teilte diese unter ihren beiden Töchtern auf.” (Sahieh Al-Bukhari)

Gott teilt uns im Qur´an mit, was auch immer wir mit der Absicht, Ihn zufrieden zu stellen, als Geschenk geben, das wird Er ersetzen.  Gott weiß am besten, was in den Herzen der Menschen vorgeht.  

Sprich: "Wahrlich, mein Herr erweitert und beschränkt dem von Seinen Dienern den Unterhalt, dem Er will.  Und was immer ihr spendet, Er wird es ersetzen; und Er ist der beste Versorger.” (Quran 34:39)

Der Wert der Großzügigkeit

Die Gefährten des Propheten Muhammad verstanden den Wert der Großzügigkeit.  Abdullah ibn ´Umar wurde einst auf dem Markt angetroffen, als er Futter für sein Kamel auf Kredit kaufte.  Einer der Männer fragte nach, denn er wußte, dass Abdullah am Tag zuvor 4000 Dirham und eine Decke erhalten hatte.  Es wurde erklärt, dass Abdullah noch vor Anbruch der Nacht das Geld unter den Bedürftigen verteilt hatte.  Dann hatte er die Decke genommen, über seine Schulter geworfen und ging nach Hause, aber als er dort ankam, war sogar die Decke fort.  Er hatte auch sie einem Bedürftigen gegeben.  

Nach dem Tod des Propheten litten die Menschen sehr unter einer harten Dürrezeit.  Sie gingen zu Abu Bakr und baten ihn, sie zu versorgen, aber er konnte nicht helfen, denn die Schatzkammer war leer.  Genau zu jener Zeit kam eine Karavane von Kamelen aus Damaskus an, die Uthman gehörte.  Sie war voller Lebensmittel und anderer Güter.  Die Händler versammelten sich bei Uthmans Haus und boten ihm große Mengen Geld für die Waren; aber er wies sie ab und erklärte, er habe sich darauf eingestellt, die Güter dem Einen zu geben, von Dem er den größten Lohn erhalten würde.  Uthman verteilte alle diese Güter an die hungernden Menschen in Medina und handelte nicht damit.  Er wußte, dass Gott ihn dafür mit etwas weitaus gößerem als Geld belohnen wird. 

Sogar unter den härtesten Umständen ist jemand, der wahrhaftig an den Allmächtigen Gott glaubt, in der Lage, großzügig zu sein. 

Die Leute kamen zum Propheten Muhammad und fragten: "Wenn jemand nichts zum Geben hat, was wird er dann tun?"  Er antwortete: "Er sollte mit seinen Händen arbeiten und sich selbst Nutzen bringen und auch Almosen (davon) geben.  Die Leute fragten weiter: "Und wenn er nicht einmal das findet?"  Er antwortete: "Er sollte den Bedürftigen helfen, die um Hilfe bitten."  Dann fragten die Leute wieder: "Wenn er das nicht tun kann?"  Er antwortete: "Dann sollte er gute Taten verrichten und sich vom Schlechten fernhalten und dies wird dann als wohltätige Tat angesehen."  (Sahieh Al-Bukhari)

Und Gott sagt im Qur´an, dass dem Gläubigen seine Großzügigkeit wieder zurückerstattet wird. 

“Und was immer ihr an Gutem spendet, das soll euch voll zurückerstattet werden, und es soll euch kein Unrecht zugefügt werden.” (Quran 2:272)

Gott ist der Eine, Der uns versorgt und von uns erwartet, dass wir großzügig teilen.  Wir werden aufgefordert, wohltätig und selbstlos mit unserem Besitz, unserer Zeit und unserem vorbildlichen Verhalten anderen gegenüber umzugehen. 



Footnotes:

[1] Sahieh Al-Bukhari, Sahieh Muslim

Der islamische Monat, in dem die Muslime fasten, eine der fünf Säulen des Islam. 

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