Paulus von Tarsus und das Konzept der Erlösung im Christentum


Aisha Brown

Artikel übersetzt in : English Français Español

Erlösung kann als Erleichterung von Sünden und ihren Strafen definiert werden; der Weg zur Erlösung variiert allerdings von einer Religion zur anderen.  Im Christentum findet man Erlösung durch die Doktrin der Buße vor einem Stellvertreter.  Da die menschliche Natur im Christentum als widerspenstig und sündig angesehen wird, besagt diese Doktrin, dass Jesus mit seinem Tod und seiner Wiederauferstehung Gottes "völlige Zufriedenheit wiederherstellte", was die Sünden der Menschen betrifft.  Kurz gesagt, Jesus nahm unseren Platz ein und sein Tod spricht uns von unseren Sünden frei. 

Dies steht im Widerspruch zu dem, was wir in der Tora finden, wo Gott sagt: “…ein jeder soll für seine Sünde sterben.” (5 Mose 24:16)

Diese Sicht von Jesus als Erlöser der Menschheit wird im Qur´an zurückgewiesen, wo Gott sagt, dass Er   

“... Gott hat sie wegen ihres Unglaubens verschlossen… und wegen ihrer Rede: "Wir haben den Messias, Jesus, den Sohn der Maria, den Gesandten Gottes, getötet", wo sie ihn doch weder erschlagen noch gekreuzigt hatten, dies wurde ihnen nur vorgetäuscht... ” (Quran 4:155-157)

Erlösung nach Jesus

Nirgends in den vier Evangelien erwähnte Jesus eindeutig, dass er sterben würde, um die Menschheit vor ihren Sünden zu bewahren.  Als sich ihm ein Mann näherte und fragte, was er tun könne, um das Ewige Leben zu erlangen, sagte ihm Jesus, er solle sich an die Gebote halten (Mat. 19: 16,17); mit anderen Worten, Gottes Gesetz gehorchen.  Auf eine ähnliche Frage, die ihm ein Gelehrter der Schrift stellte, antwortete Jesus, wie im Lukas-Evangelium berichtet wird, er solle Gott und seinen Nächsten lieben.  (Lukas 10:25-28).

Jesus Rolle wird im Qur´an deutlich beschrieben, wo Gott sagt:

“Der Messias, der Sohn der Maria, war nur ein Gesandter; gewiss, andere Gesandte sind vor ihm dahingegangen... Siehe, wie Wir die Zeichen für sie erklären, und siehe, wie sie sich abwenden.” (Quran 5:75)

Die Sendung von Jesus erfolgte also nicht, um eine neue Methode aufzustellen, um eine neue Methode der Erlösung einzuführen, ebensowenig, um ein neues Glaubenssystem zu  gründen; ja, sogar die Bibel betont, dass Jesus versucht, die Juden zurück auf den Weg der Rechtschaffenen zu führen.  (Mat. 6:1-8).

Paulus von Tarsus

Der Ursprung der Doktrin von der Erlösung geht nicht auf die Lehren Jesu´ zurück, sondern auf die Worte des Paulus, dem wahren Gründer des Christentums, was die Lehren der gegenwärtigen christlichen Doktrinen angeht.  

Wie viele Juden, hatte Paulus keine Verwendung für die Lehren Jesu´ und er selbst hatte die Anhänger Jesu´ für ihren unorthodoxen Glauben hart verfolgt.  Dieser erbitterte Gegner wandelte sich nach einer plötzlichen Wandlung etwa im Jahr 35 nChr zu einem eifrigen Prediger.  Paulus behauptete, ein wiederauferstandener Jesus sei ihm in einer Vision erschienen und hätte Paulus auserwählt, seine Lehren den Nichtjuden zu übermitteln.  (Gal. 1:11; 12:15,16).

Die Glaubwürdigkeit des Paulus ist in jeder Hinsicht fragwürdig, wenn man bedenkt, dass (1) es vier widersprüchliche Versionen von seiner sogenannten "Konversion" gibt (Apostelgeschichte 9:3-8; 22:6-10; 26:13-18; Gal. 1:15-17);   (2) in der Bibel steht, dass Offenbarungen NUR von Gott kommen.  (4 Mose 12:6, 5 Mose 18:20 und Ez. 13:8-9) und (3) angesichts der Aufzählungen zahlreicher Unstimmigkeiten unter den anderen Jüngern und Paulus in Bezug auf seine Lehren, wie in der Apostelgeschichte berichtet wird. 

Erfahrung und Beobachtung hatten Paulus gelehrt, dass das Predigen unter den Juden nicht durchführbar ist; daher zog er es vor, sich an die Nicht-Juden zu wenden.  Allerdings missachtete er damit einen direkten Befehl Jesu´ gegen das Predigen zu anderen als den Juden(Mat. 10:5-6).  Kurz gesagt, Paulus setzte sich über die tatsächlichen Lehren Jesu´ hinweg, um seinen Erfolgs zu genießen.

Der heidnische Einfluss

Unter den heidnischen Zeitgenossen des Paulus existierten eine große Zahl unterschiedlicher Gottheiten.  Obgleich diese Götter verschiedene Namen hatten und von verschiedenen Völkern in unterschiedlichen Ländern verehrt wurden – Adonis in Syrien, Dionysos von Thrace, Attis von Phrygia, zum Beispiel – hatte doch jeder dieser Kulte eines gemeinsam: diese Söhne Gottes waren eines gewaltsamen Todes gestorben und dann wiederauferstanden, um ihr Volk zu erretten.

Da die Heiden in ihren alten Religionen greifbare Erlöser-Götter gehabt hatten, verlangten sie von ihrer neuen Religion nichts Geringeres als das; sie waren nicht bereit, irgendeine unsichtbare Gottheit zu akzeptieren.  Paulus war sehr entgegenkommend und predigte aus diesem Grund von einem Erlöser mit dem Namen Jesus Christus, dem Sohn Gottes, der gestorben und wieder auferstanden war, um die Menschheit von ihren Sünden zu retten (Römer 5:8-11; 6:8-9).

Die Bibel selbst betont den Fehler in Paulus Denkweise.  Während jedes der vier Evangelien der Kreuzigung Jesu´ berichtet, können diese Berichte aber nur vom Hören-Sagen entstanden sein, denn keiner der Jünger war dabei Zeuge gewesen, da sie alle in den Garten geflohen waren (Markus 14:50).

In der Thora sagt Gott, dass derjenige, der "an ein Holz" aufgehängt – also gekreuzigt - ist, bei Gott "verflucht" ist (5 Mose 21:23).  Paulus umging dies, indem er sagte, dass Jesus verflucht wurde, um die Sünden der Menschen auf sich zu nehmen (Gal. 3:13); inden er dies tat, setzte sich Paulus über die Gesetze Gottes hinweg. 

Die Wiederauferstehung, von der Paulus sagt, Jesus habe damit Tod und Sünde für die Menschheit "erobert" (Römer 6:9,10) spielt eine derart wichtige Rolle, dass jemand, der nicht daran glaubt, nicht als guter Christ angesehen wird (1 Kor. 15:14).

Auch hier findet Paulus wenig Unterstützung in der Bibel; zuallererst gab es nicht nur keinen Augenzeugen für die wirkliche Wiederauferstehung, sondern auch die Berichte, die nachher davon erzählten, sind alle ziemlich widersprüchlich, was diejenigen betrifft, die zu dem Grab kamen, was dort geschah und sogar wo und wem Jesus erschienen ist (Mat. 28; Markus 16; Lukas 24; Johannes 20).

Zweitens: Obwohl das Christentum besagt, dass der Körper nach der Wiederauferstehung spirituell sein wird, (1 Kor. 15:44), hatte sich Jesus nicht verändert, denn er aß mit seinen Jüngern (Lukas 24:30,41-43), und erlaubte ihnen, seine Wunden zu berühren (Johannes 20:27).  Schließlich als der göttliche Sohn Gottes im Christentum, wird von Jesus auch behauptet, er würde Gottes Eigenschaften teilen; da kann man nicht anders, als sich zu wundern, wie kann es möglich sein, dass Gott stirbt... 

In seinem Bestreben, die Seelen der Heiden zu gewinnen, fügte Paulus einfach eine Menge heidnischer Glaubensinhalte in das christliche Schema der Erlösung ein.  Kein Prophet – auch Jesus selbst – hat solche Konzepte gepredigt; das hat einzig und allein Paulus erfunden.

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